Aufruf zum Klimagerechtigkeitsblock

Aufruf von Ende Gelände München

[english version below]

KEINE SICHERHEIT OHNE KLIMAGERECHTIGKEIT

Bundesweiter Aufruf zur Demonstration gegen die Sicherheitskonferenz in München

Kommt in den Klimagerechtigkeitsblock am 14.02.2020 | 18.30 Uhr | Gärtnerplatz, München

Das Hotel Bayerischer Hof in München wird dieses Jahr zum 53. mal Schauplatz der internationalen Kriegspolitik. Hinter verschlossenen Türen prunkvoller Säle und der Mauer aus tausenden von Polizist*innen verhandeln Vertretende aus Politik, Wirtschaft und Militär über Konflikte und Wirtschaftsinteressen der reichsten Länder der Welt. In Zeiten von Flucht, Dürren und anderen Folgen der Klimakrise ist die Münchner Sicherheitskonferenz ein Symbol für die absurden Verhältnisse dieser Welt.

Krieg als legitimer Klimakiller? Ihr spinnt doch!

Kriegshandlungen und Kriegsvorbereitungen zu so genannten Friedenszeiten tragen massiv zur menschengemachten Klimakrise bei. Kriegsflugzeuge und Kriegsschiffe haben einen enormen Treibstoffverbrauch. Ein Eurofighter ohne Nachbrennereinsatz verbraucht ca. 70 bis 100 Liter Flugbenzin pro Minute, ganz zu schweigen von dem schädlichen Kerosin, Unmengen an Feinstaub, Ultrafeinstaub und Stickoxide, die in die Luft geblasen werden – Dieselfahrzeuge sind dagegen ein Witz.

„Alleine das US-Militär benötigte im Jahr 2017 jeden Tag (!) etwa 42,9 Millionen Liter Öl, dabei wurden mehr als 25 Millionen Tonnen Kohlendioxid emittiert. Mehr als die Hälfte der Hubschrauber der Welt werden für militärische Zwecke verwendet und etwa ein Viertel des Verbrauchs von Düsentreibstoffen stammen von Militärflugzeugen, von denen die meisten ineffizient, kohlenstoffintensiv und umweltschädlich sind.“, heißt es in einer Studie der IMI von 2019 [i]. Allein das USVerteidigungsministerium trägt einen Anteil von bis zu 80 Prozent des gesamten Energieverbrauchs der US-Regierung und ist damit ein größerer Treibhausgasemittent als Portugal, Schweden oder Dänemark.[ii]

Doch hohe Emissionen und Luftverschmutzungen durch Kriegsgeräte sind nicht alles. Ein Problem sind auch die Militärbasen, für die wertvolle Biotope geopfert werden. Seltene Moore, Wälder und Naturschutzgebiete müssen militärischer Infrastruktur weichen, wie etwa beim Ausbau der US Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz zum größten Luftdrehkreuz der US Air Force in Europa.[iii] Böden werden versiegelt, empfindliche Ökosysteme zerstört und CO2 bindende Baumbestände vernichtet. Durch Betriebsunfälle oder nicht fachgerechte Entsorgung von Gefahrenstoffen werden Böden und Grundwasser vergiftet. Ganz zu schweigen von der Produktion radioaktiv angereichertem Uran zur Atomwaffenherstellung und die damit zusammenhängende katastrophale Umweltbelastung. Giftige Rückstände von Munition auf Übungsflächen bei Manövern und in Kriegsgebieten, wie etwa abgereichertes Uran, weißer Phosphor und Dioxine, tun ihr Übriges.[iv]

Das Fossil am Grunde des Krieges

Die enorme Umweltbelastung durch Kriegsführung wird weltweit von den Regierenden vollkommen ausgeklammert. Sowohl im Kyoto-Protokoll von 1997, als auch im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 werden militärischen Aktivitäten konsequent übergangen. Dabei sind die 20% der Weltbevölkerung, die ca. 80% der weltweiten Ressourcen verbrauchen dieselben, die auch von den aktuellen humanitären Krisen profitieren. Damit wir unsere Privilegien behalten können werden Kriege geführt, Menschen getötet und die Umwelt vergiftet. Mit demokratischer Intervention – wie oft
von westlichen Mächten argumentiert – hat das nichts zu tun.

Laut der IPPNW konnte für fast alle Kriege der letzten Jahre nachgewiesen werden, dass der Zugang zu Erdöl, Erdgas und anderen Rohstoffen, sowie den Transportwegen, zu den wesentlichen Kriegsgründen zählte. Das Menschenrechtsargument wird nur als offizieller Rechtfertigungsgrund vorgeschoben.[v] Dabei sind die wirtschaftlichen Interessen offensichtlich und kein Geheimnis. In den Verteidigungspolitschen Richtlinien der Bundesregierung heißt es: „Freie Handelswege und eine gesicherte Rohstoffversorgung sind für die Zukunft Deutschlands und Europas von vitaler Bedeutung. Deshalb werden Transport- und Energiesicherheit und damit verbundene Fragen künftig auch für unsere Sicherheit eine wachsende Rolle spielen.“[vi] Dass es sich bei der genannten Rohstoffversorgung um klima- und umweltbelastende fossile Stoffe wie Erdöl, Erdgas und Steinkohle handelt, steht außer Frage. Problematisch dabei: Diese Stoffe kommen insbesondere in strukturärmeren Regionen und/oder Ländern des globalen Südens vor.

Ressourcen für alle – Klimagerechtigkeit jetzt!
Kriege zerstören also mit ihrem massenhaften Verbrauch von Treibstoff und Energie auf doppelte Weise insbesondere die Lebensgrundlagen der Menschen des Globalen Südens. Zur Sicherstellung unserer privilegierten Lebensweise wird gewaltvolle Vertreibung indigener Bevölkerungsgruppen, Bürger*innenkrieg, Massensterben, Flucht und Hunger in den entsprechenden Regionen in Kauf genommen. Die Reaktion des globalen Nordens ist das Abschotten hinter Mauern und das Sichern von Außengrenzen gegen Einwanderung. Anstatt die Verantwortung für Fluchtursachen zu übernehmen, wird weiter aufgerüstet. Diese neokolonialistische Ausbeutung des globalen Südens ist nicht nur eine menschenrechtliche, sondern auch eine klimapolitische Frage.

Als Lösung sehen wir im Sinne einer neuen Verteilungsgerechtigkeit eine sofortige Umstellung auf eine zu 100% aus erneuerbaren Ressourcen gewonnene und dezentral organisierte Energieversorgung. Als Lösung sehen wir im Sinne eines Wohlstands für alle die Überwindung einer auf Ausbeutung beruhenden kapitalistischen Systemlogik.
Wir fordern das sofortige Ende aller neokolonialer Kriege und das Ende der Verhandlungen in München um einseitige wirtschaftliche Machtinteressen. Wir streben eine Welt an, in der jeder Mensch Zugang zu lebensnotwendigen Ressourcen hat, ohne Abhängigkeit von Staaten und Konzernen.

Kommt daher am 14. Februar nach München in den Klimagerechtigkeitsblock, um ein Zeichen für gerechte Verhältnisse weltweit zu setzen!

Ende Gelände München

Ende Gelände Bamberg

Ende Gelände

QUELLEN:
[i] https://www.imi-online.de/download/IMI-Studie2019-7-US-Klima-Web.pdf

[ii] https://theconversation.com/the-defense-department-isworried-
about-climate-change-and-also-a-huge-carbon-emitter-118017

[iii]http://umweltmilitär.
info/userfiles/downloads/Archiv/2008_Luftpost_Auswirkungen_von_Militaerbasen.pdf

[iv]https://www.imionline.
de/2019/06/21/krieg-ist-der-groesste-klimakiller/

[v] http://www.ippnw.de/frieden/energie-krieg-frieden/artikel/de/deutschlandund-
die-rohstoffkriege.html

[vi] www.bundesregierung.de/resource/blob/975292/730634/383a8886aaa1d1774920562ded11600d/
verteidigungspolitische-richtlinien-download-bmvg-data.pdf?download=1

NO SAFETY WITHOUT CLIMATE JUSTICE

Federal Call for demonstrations against the Security Conference in Munich

Come to the Climate Justice Block at February 14th | 18.30 | Gaertnerplatz, Munich

The hotel Bayerischer Hof in Munich is going to host an international war politics debate for the 53rd time. Behind closed doors of splendid halls and a wall of thousands of police officers, representatives of politics, economy and military will negotiate conflicts and the economic interests of the richest countries in the world. In times of flight, drought and other consequences of the climate crisis, the Munich Security Conference is a symbol for the absurd conditions of our system.

War as a legitimate climate killer? You are insane!

Warfare and war preparations during so called “times of peace” immensely contribute to the human-caused climate crisis. War planes and war ships have an enormous fuel consumption. A Eurofighter without an afterburner uses up 70-100 litres of aviation fuel per minute. That is without talking about kerosene and fine dust, ultrafine particles and nitrogen oxides which are being emitted into the air. You cannot even compare a diesel to that.

The US military alone used up 42,6 million litres of oil every day in the year 2017. That means that more than 25 million tons of carbon dioxide were emitted. More than half of the world’s helicopters are used for military purposes and around a quarter of the usage of fuels come from warplanes, of which most are inefficient, carbonintensive and harmful to the environment” according to a study by IMI from 2019 [i]. The US ministry of defence is responsible for around 80 percent of the US energy consumption. That makes is a bigger carbondioxideemittent than Portugal, Sweden or Denmark [ii].

Still, high emissions and air pollution caused by military equipment is not the whole problem. There are also military bases that valuable biotopes get sacrificed for. Rare moors, forests and nature reserves must make room for military infrastructure. This happened when US Air Base Ramstein in Rhineland-Palatinate got extended to be the biggest airline hub of US Air Force in Europe [iii]. Floors are sealed, sensitive ecosystems destroyed and Co2 binding trees exterminated. Floors and groundwater are poisoned through industrial accidents or wrong waste disposal of toxins. On top of that, the production of radioactively enhanced Uranium, which is essential for the production of nuclear weapons, has a catastrophic impact on the environment. Poisonous arrears coming from ammunition – just like enhanced Uranium, Phosphor and Dioxins – that are used on exercise fields during manoeuvres and, in war areas, do the rest.

The fossils beneath the war

Politicians around the world do not talk about the catastrophic environmental consequences of warfare. Neither the Kyoto Protocol 1997 nor the Paris Climate Agreement from 2015 talk about military activities. However, the 20% of the world population who use up about 80% of the world’s resources are the same who profit from humanitarian crises. In order for us to keep our privileges, wars are waged, people killed and the environment polluted. This has nothing to do with democratic intervention as the Western Powers have argued sometimes.

According to IPPNW, it’s proven that oil, gas, other resources and transport routes were the reasons for most of recent western wars. Human rights are just the official justification and used as an excuse [v]. However, economic interests are obvious and no secret. Germany’s Defence Policy reads: “Free trade routes and a secure raw material supply are essential for Germany’s and Europe’s future. That’s why trade route and energy safety and following questions will play a growing role for our safety” [vi]. It is out of question that those raw materials are fossils like oil, gas and coal. Problematic: These resources come from regions with little infrastructure and/or countries of the Global South.

Resources for everyone – Climate Justice now!

Wars – with their high consumption of fuel and energy – destroy the bases for life of people in the Global South in a twofold mode. Forced displacement of indigenous people, civil war, mass extinction, flight and hunger is accepted in order for us to secure our privileged way of living. The Global North reacts with walls and securing external borders. Instead of taking responsibility for the causes of flight, the military increases its arms. The neo-colonial exploitation of the Global South is not only a question of human rights, but also of climate politics.

In our opinion, the solution is a new justice of distribution which means an immediate switch to 100% renewable decentralised energies. Prosperity for all means overcoming the exploitative capitalist system logic. We demand the immediate end of all neo-colonial wars and the end of negotiations in Munich serving one-sided economic power interests. We are striving for a world where everybody has access to vital resources – without being dependent on states and corporations.

Come to Munich on the 14th of February and join the Climate Justice Block. Let us take a stand for just conditions worldwide!

Ende Gelände Munich

Ende Gelände Bamberg

Ende Gelände

SOURCES (German)

[i] https://www.imi-online.de/download/IMI-Studie2019-7-US-Klima-Web.pdf

[ii] https://theconversation.com/the-defense-department-isworried-
about-climate-change-and-also-a-huge-carbon-emitter-118017

[iii]http://umweltmilitär.
info/userfiles/downloads/Archiv/2008_Luftpost_Auswirkungen_von_Militaerbasen.pdf

[iv]https://www.imionline.
de/2019/06/21/krieg-ist-der-groesste-klimakiller/

[v] http://www.ippnw.de/frieden/energie-krieg-frieden/artikel/de/deutschlandund-
die-rohstoffkriege.html

[vi] www.bundesregierung.de/resource/blob/975292/730634/383a8886aaa1d1774920562ded11600d/
verteidigungspolitische-richtlinien-download-bmvg-data.pdf?download=1